Sambesi – die vergessene Region

In der Sambesi-Region gibt es unberührte Natur, außergewöhnlich viele Vogel- und Säugetierarten und schöne Camps.
Wiebke Schmidt
Tourismus ist eine der wenigen Verdienstmöglichkeiten, die den verschiedenen Volksgruppen in der Sambesi-Region ein kleines Einkommen sichern. Die Sambesi-Region hat die höchste Arbeitslosenquotie in Namibia und wird oftmals als die vergessene Region bezeichnet.



Die Sambesi-Region befindet sich in der nordöstlichen Ecke Namibias. Der ehemalige Caprivistreifen bildet zusammen mit Angola, Botswana, Sambia und Simbabwe ein Vierländereck.

Hier leben viele verschiedene Volksgruppen, die alle ihre eigene Sprache sprechen. Die größten Volksgruppen sind die Subia, Yeyi, Mafwe, Totela, Mbukushu, Mbalangwe und Khwe-San.

Drei Naturschutzparks gibt es in der Sambesi-Region: Den Babwata-Nationalpark im Westen sowie den Mudumu- und den Nkasa Rupara-Nationalpark.



Ein Eldorado für Ornithologen

Der Babwata-Nationalpark wird durch den Okavango im Westen und dem Kwando im Osten begrenzt. Der westliche Teil des Parks liegt in der Kavango-Ostregion und ist dort in das Mahango- und das Buffalo-Areal aufgeteilt. Teile des Gebiets werden von der Bevölkerung kommunal genutzt. Im Osten des Babwata-Nationalparks liegt das Kwando-Areal. Eine der bekanntesten Stellen in diesem Gebiet ist eine Flussbiegung mit dem Namen Horseshoe. Hier lassen sich am Morgen und am frühen Abend zahlreiche Elefantenherden beobachten.

Der gesamte Park besteht aus großen Feuchtgebieten und sandigen Ebenen der Kalahari sowie aus Wäldern, in denen verschiedene Teakholzarten dominieren. Auf einer Fläche von rund 6 300 qkm leben 35 Großwildarten wie Elefanten, Büffel, Hippos, Kudus und Pferdeantilopen. Eine Großzahl dieser Tiere hält sich entlang der beiden Flussläufe und der Überschwemmungsgebiete auf. Auf den gut zu befahrenen Wegen entlang der Flussläufe sind die Tiere leicht zu entdecken und gut zu beobachten. Es kommen über 350 verschiedene Vogelarten vor. Der Babwata-Nationalpark gehört zu einem der beliebtesten Ziele für Vogelliebhaber.



Garten Eden am Kwando

Der Kwando-Fluss führt ständig Wasser und ist der Grenzfluss zu Angola, Sambia und Botswana. Während seines Verlaufes ändert sich der Name des Flusses mehrfach. Von Angola kommend wird der Cuwando ab der Grenze von Namibia zum Kwando-Fluss. Ab der südlichsten Spitze des ehemaligen Caprivi-Zipfels wird er Linyanti genannt. Als Chobe-Fluss begrenzt er dann den nördlichen Teil des Chobe-Nationalparks von Botswana, bis er im Länderviereck in den Sambesi mündet.

Grüne Mopanewälder, gelbe Savannen, dunkle Sümpfe und der ruhig fließende Kwando bilden den über 1000 qkm großen Mudumu-Nationalpark. In ihm befindet sich die Nambwa-Lodge, die von Africa Monarch, einem namibischen Unternehmen, geleitet wird. Die Nambwa-Lodge ist eine der wenigen Lodges, die privat in einem Nationalpark geführt wird. Sie ist Ausgangspunkt für geführte Wanderungen, Pirsch- und Bootsfahrten sowie Vogelbeobachtungen. Südlich der Lodge geht der Fluss in ein Labyrinth von Kanälen über, die den Linyanti-Sumpf bilden.



Nachhaltigkeit auf ganzer Linie

Ende 2019 wurde von dem namibischen Unternehmen African Monarch Lodges (AML) das Sijwa-Projekt gestartet, das am Kwando liegt. „Sijwa wurde als Lösung für das Abfall-Problem der Nambwa- und Kazile Lodge und deren Campingplätze gestartet“, erklärt Olga Blum, die dieses Projekt leitet. Sämtlicher organischer Abfall sowie gebrauchte Plastik- und Glasflaschen werden auf dem Kwando mit dem Boot nach Sijwa gebracht. Der organische Abfall wird zu nahrstoffhaltiger Erde kompostiert. Die leeren Plastikflaschen werden mit Sand gefüllt und dienen als Baustoffmaterial zur Herstellung von einfachen Wandkonstruktionen. Die Glasflaschen werden zu kleinen Stückchen zerstoßen, in Mulden geschmolzen, um dann als Glasperlen zu unikaten Schmuckstücken verarbeitet und an Touristen verkauft zu werden.

Besonders stolz ist Olga auf das erfolgreiche Gartenprojekt. Auf einem riesigen Areal aus Schattennetzen wachsen in langen Beetreihen sämtliche Sorten an Gemüse, Salaten und Kräutern. Diese werden nach Bedarf per Boot an die Restaurantküchen der Lodges geliefert. Um zu verhindern, dass Elefanten und anderes Wild in den Gartenbereich eindringen, wurden um die Gewächshäuser Agaven und Chili geplanzt. In der Nähe der Gärten wurden Bienenkästen aufgestellt. Die Bienen sollen ebenfalls dafür sorgen, dass die Elefanten den Gärten fernbleiben.

Mehr Information über das Sijwa-Projekt gibt es auf der Internetseite: www.africanmonarchlodges.com



Land unter

Der unter Naturschutz stehende Nkasa-Rupara-Nationalpark ist das größte Feuchtgebiet Namibias. Der ehemalige Mamili-Nationalpark wird jetzt nach den beiden Hauptinseln Nkasa und Rupara benannt, die zur Regenzeit aus dem Überschwemmungsgebiet des Linyantis ragen.

In der Regenzeit ist der Nkasa-Rupara-Nationalpark unbefahrbar. Ab Dezember bis in den Mai tritt der Kwando, bzw. der Linyanti wie der Fluss ab der südlichsten Spitze genannt wird, über seine Ufer und verwandelt das 320qkm große Schutzgebiet in ein sumpfiges Gelände. Der Park ist daher am besten zwischen Juni und November zu befahren.



Die Tradition bewahren

Wenige Kilometer nördlich von Kongola liegt das Lebende Museum das den Besuchern einen interessanten Einblick in den Alltag Volksgruppe der Mafwe gibt. Die Mafwe bilden einen Teil des Bantu-Volkes, dessen Hauptgruppen Lozi, Sobuy, Mbokushu, Totela sind.

In dem traditionell errichteten Dorf lebt eine kleine Gemeinschaft der Mafwe. Wie bei anderen afrikanischen Kulturen wird auch bei ihnen die Geschichte von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. „Die Mafwe sind ein Volk von Bauern, Fischer, Jäger und Sammler“, sagt Gifty Twayunda, der die Besucher herumführt und ihnen die verschiedenen Gebräuche erklärt.

Am Eingang des Dorfes sind eine Reihe von Fallen aufgebaut, deren Funktionen demonstriert werden. Das Fallenstellen und Jagen, die Schmiedekunst und das spielen von Musikinstrumenten ist ausschließlich den Männern vorbehalten. Die Frauen sind für die Herstellen der traditionellen Kleidung, dem Fischen mit Reusen und dem Zubereiten von Mahlzeiten zuständig.



Hüter der Geschichte

Direkt am Kwando nur wenige Kilometer vor dem Eingangstor zum Nkasa-Rupara-Nationalpark befindet sich das kleinste Museum Afrikas – das Linyanti-Livingstone-Museum.

Das Linyanti-Livinstone-Museum ist außerdem dem schottischen Missionar und Afrikaforscher Dr. David Livingstone sowie den Missionaren Halloway Helmore und Roger Price und deren Familien gewidmet. Der Leiter des Museums, Linus Mukwata, hat es zusammen mit seinem Vater 1999 aufgebaut.

„Damit die Geschichte unseres Volkes nicht in Vergessenheit gerät, wurde sie von Generation zu Generation weitergegeben. Mein Vater erzählte mir immer wieder davon und ich möchte dieses Wissen für mein Volk und jeden anderen bewahren“, sagt Linus Mukwata.

„An diesem Platz, lebte ein Teil des Volkes der Makololo“, erzählt Linus. Um den andauernden Überfällen und Kämpfen mit den kriegerischen Zulus zu entkommen sind die Makololos vor über 200 Jahren aus Lesotho an diesen Platz geflohen. Die Flucht führte über den Sambezi bis an den Kwando. Ihre neue Heimat nannten sie Linyanti, Ort des Leidens.

Comments

Namibian Sun 2024-11-22

No comments have been left on this article

Please login to leave a comment

Katima Mulilo: 23° | 38° Rundu: 24° | 35° Eenhana: 23° | 35° Oshakati: 25° | 34° Ruacana: 24° | 35° Tsumeb: 22° | 33° Otjiwarongo: 20° | 32° Omaruru: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Gobabis: 23° | 34° Henties Bay: 15° | 19° Swakopmund: 15° | 16° Walvis Bay: 14° | 23° Rehoboth: 21° | 34° Mariental: 21° | 36° Keetmanshoop: 18° | 36° Aranos: 22° | 36° Lüderitz: 15° | 26° Ariamsvlei: 18° | 36° Oranjemund: 14° | 22° Luanda: 24° | 25° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 34° Mbabane: 18° | 32° Maseru: 15° | 32° Antananarivo: 17° | 29° Lilongwe: 22° | 35° Maputo: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Cape Town: 16° | 23° Durban: 20° | 26° Johannesburg: 18° | 33° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 36° Harare: 20° | 31° #REF! #REF!